Seminarabend am 14.04.2023
Die wichtigsten Giftpilze
Der Versuch, das überwältigend große Reich der Pilze einzuteilen, führte und führt immer noch zu zahlreichen Fragen: Egal wie die Eigenschaften zugeteilt werden, immer tanzt mindesten einer aus der Reihe oder es ergeben sich grundsätzliche Fragen. Die Einteilung nach der Gestalt, also morphologisch und nach er Sporenfarbe, ist die augenscheinlichste und ist meist auch die Basis für alle weiteren Bestimmungsversuche.
Auch die Lebensweise ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium. Hier zeigt es sich, ob der Pilz auf einen Partner angewiesen ist und auf die gespeicherten Nährstoffe seiner Pflanze (Baum) vor allem im Herbst zugreifen möchte. Neben den Symbiosepilzen gibt es zahlreiche Pilze, die organisches Material verwerten also Saprobionten sind. Schließlich gibt es noch Pilze, die z.B. auch lebendiges Holz oder andere Lebewesen angreifen und es langsam umsetzen – sogenannte Schmarotzer.
Die Möglichkeit, die Pilze nach ihrer Abstammung, also genetisch zu sortieren, gilt als der Königsweg, bringt aber auch viel Verwirrung mit sich denn:
Nicht alles, was ähnlich aussieht, ist auch verwandt, und nicht alles, was verwandt ist, ist sich auch ähnlich.
So wurde zwar viel in der Taxonomie herum geschoben und mit Sicherheit präziser zugeordnet, die Bestimmung nach makroskopischen Merkmalen hat es aber nicht so sehr erleichtert und mitnichten ersetzt. Zumindest für den „Küchenmykologen“ aber auch für jeden und jede angehende(n) Pilzsachverständige(n) ist die Einteilung nach essbar, giftig oder ungenießbar fundamental entscheidend. Sind es doch gerade die Pilzgifte, die vor einer leichtfertigen Sammlung zurückschrecken lassen, und das aus sehr gutem Grund!
Bei der eigenen Sammlung aber auch bei der „Körbchen Prüfung“ von Ratsuchenden, muss das genaue Wissen über die Giftpilze vorhanden sein! Um diese Grundlage zu legen, wurde der Fokus auf die giftigsten Pilzarten gelegt und deren genaueste Beschreibung in allen Details und Merkmalen dargestellt: Was kennzeichnet die Gattung und die Art. Wie ist die Lebensweise und wo und wann kann der Pilz gefunden werden.
Nach dem Genuss von unverfänglichem Kartoffelsalat, wurden wir in die Details eingeführt und betrachteten die schlimmsten und heimtückischsten Kandidaten. Die Nieren und die Leber waren häufig der Angriffspunkt und wurden gerne von ihnen zerstört. Aber auch die Muskeln oder das Blut waren zersetzenden Giften ausgesetzt.
Besonders heimtückisch sind Pilze, die erst nach Stunden oder gar Tagen ihre Giftwirkung entfalten. Jede akute Reaktion bzw. Medikation ist hinfällig, und das Gift kann im Körper uneingeschränkt sein Unheil anrichten Der spitzgebuckelte Raukopf ist so ein Pilz. Oft erst nach Tagen wird sein Gift bemerkt und am Ende ist die Niere unweigerlich zerstört. Er und alle anderen Pilze, die das Orellanus-Syndrom auslösen, wurden uns von Robert genau gezeigt und erklärt.
Vielfach bekannt als Todeskandidat ist der grüne Knollenblätterpilz. Seine tödliche Giftwirkung hat es in manche Veröffentlichung geschafft und immer wieder sind tragische Todesfälle zu beklagen. Viel weniger bekannt sind aber einige Kleinschirmlinge, die gerne an Wegrändern, in Gartenanlagen oder auch in der Nähe von Spielplätzen wachsen. Ihre unscheinbaren, braunen oder rötlichen Hütchen laden zum Naschen ein, sind aber genauso giftig wie der Knollenblätterpilz. Sie enthalten Amatoxine, Phallotoxine und andere Giftstoffe, so dass bereits 5-50 g tödlich sein können.
Ein ebenfalls verhängnisvoller Verwechslungspartner ist der giftige Ohrförmige Seitling, der mit anderen eßbaren Seitlingen verwechselt werden kann.
Über 20 Kandidaten wurden uns mit Fragen und Bildern vorgestellt und im Detail erklärt. Danach wurden mitgebrachte Pilze bestimmt und versucht, ihnen ihren Namen zu entlocken. Einige wurden zur „Sporenparty“ eingeladen, um sich anhand des Abdrucks zumindest der Gattung zu nähern. Der mit dem mehr als strengen Geruch, hat sich noch nicht zu erkennen gegeben. Mal sehen, ob es noch funktioniert.
Der Vortrag war super interessant und wichtig zugleich. Danke für den Input und den schöne Abend unter Pilzfreunden!